Was sind Waldschneisen? – Aufklärung, Beispiel

Lange baumfreie Gassen, die sich durch Wälder ziehen, werden als Schneisen bezeichnet. Da der Wind ungebremst durch diese Schneisen weht, sind sie bei Autofahrern vor allem für starken Seitenwind bekannt. Darüber hinaus erfüllen Waldschneisen, sofern sie künstlich angelegt worden sind, aber auch einen infrastrukturellen Nutzen oder dienen als Schutzmaßnahme sowie Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Einige Schneisen entstehen hingegen aufgrund natürlicher Prozesse.

Natürlich entstandene Waldschneisen

Fegt ein Sturm oder Tornado durch einen Wald, wird von einer Sturmschneise gesprochen: Die Bäume werden, meist in einem recht geradlinigen Verlauf, umgerissen. Auch Lawinen können solche Gassen durch die Wälder schlagen. Da sie, anders als die künstlich angelegten, nicht gerodet sind, werden die Wälder nach solchen Natureinflüssen vom Sturmholz befreit und aufgeräumt.

Dies ist unter anderem notwendig, um einen Schädlingsbefall durch Borkenkäfer zu verhindern. So wird Platz für Neues geschaffen, der Wald kann sich erholen und neu wachsen. Auch neue Baumarten, die klimaresistenter sind, werden dabei angepflanzt, so zum Beispiel im Berner Wald.

Künstlich entstandene Waldschneisen

Die Rodung von Gassen durch die Wälder wird für den Bau von Stromleitungen, Wegen und Straßen, Luftseilbahnen, für Grenzziehungen und die Holzwirtschaft in Kauf genommen. Da das Bewusstsein für den Erhalt wertvoller Lebensräume und den Eingriff das Menschen in die Natur inzwischen gewachsen ist, wird auf ein schonendes und nachhaltiges Vorgehen bestanden. Schneisen dürfen nicht durch schützenswerte Biotope verlaufen, sondern sollten diese umgehen. Zudem sind die Maßnahmen auf den erforderlichen Grad zu beschränken. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wie Aufforstungen können dafür an anderer Stelle getätigt werden.

Bevor es zur Rodung kommt, werden weitläufige Planungen sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen getroffen. Proteste der ansässigen Bevölkerung und von Naturschützern verlangen zusätzlich nach Kompromissen und Lösungsvorschlägen. Ein Beispiel hierfür bietet der Thüringer Wald.

Da Stromleitungen frei von Bewuchs sein müssen, werden die Schneisen regelmäßig gepflegt und von aufkommender Vegetation befreit. Hier wird ebenfalls auf nachhaltigere Verfahren gesetzt; die Schneisen nicht mehr bis auf den Erdboden gemulcht, sondern Sträucher bis zu einer gewissen Höhe stehen gelassen.

Höher gebaute Leitungen sind in diesem Sinne vorteilhafter als niedrigstehende, führen aber häufiger zu Protesten aufgrund der Veränderung des Landschaftsbildes. Oft können Schneisen, unter umweltbewusster Pflege, sogar eine Bereicherung für die Artenvielfalt darstellen. Problematischer sind die Baumaßnahmen zu sehen, da sie zunächst durch Lärmbelastung und Zerstörung der Vegetation, des Bodens und der darin lebenden Kleintiere gekennzeichnet sind.

Weitere Waldschneisen bestehen heute noch durch den einstigen Verlauf der innerdeutschen Grenze sowie weiterer Grenzziehungen zu Nachbarländern.
Auch die sogenannten Rückewege oder Rückegassen tragen zur Entstehung von Waldschneisen bei. Sie werden für den Forstbetrieb genutzt, um gefällte Bäume hin zu befestigten Straßen zu transportieren. Während dafür früher Pferde genutzt wurden, sind die Rückewege heute für die modernen Maschinen und Fahrzeuge notwendig.

Waldschneisen zum Brandschutz

Eine wichtige Funktion von Waldschneisen stellt der Brandschutz dar. Da das brennbare Material, also Bäume sowie Büsche, über mehrere Meter hinweg entfernt wird, kann sich das Feuer bei einem Waldbrand nicht über diesen Streifen hinweg oder nur bedingt ausbreiten.

Brandschneisen bilden somit eine wirkungsvolle Barriere und werden vor allem in Gebieten mit hoher Waldbrandgefahr eingesetzt, um umliegende Wälder und Siedlungen zu schützen. Auch eine aktive Bekämpfung eines bereits ausgebrochenen Feuers ist mit dieser Methode möglich. Weitere Brandschneisen sind Flüsse, Bergrücken und breite Straßen.

Ein Beispiel für diese Art der Brandprävention ist die Brandschutzschneise um die Ruppiner Heide. Der ehemalige Bombenabwurfplatz ist von anderen Wäldern und Dörfern umgeben. Sollte ein Feuer innerhalb der Heide ausbrechen, könnte sich dieses nur schwer über die Schneise hinweg ausbreiten.

Waldschneisen – Gefahr oder Lebensraum für Flora und Fauna?

Wie bereits beschrieben ist die Rodung von Schneisen durch die Wälder ein Eingriff in das Ökosystem, der in erster Instanz mit einer Zerstörung des Bestehenden einhergeht. Sobald dann infrastrukturelle Maßnahmen getroffen werden, kommt es zu weiteren Gefährdungen, ob nun durch Stromleitungen, mit denen Vögel kollidieren und von denen Tiere abgeschreckt werden, oder Straßen, deren Verkehr Gefahrenpotential bietet. Schneisen stellen zudem Barrieren für Tierarten des dichten Waldes dar, deren Lebensraum somit eingegrenzt wird.

Da bereits viele Schneisen bestehen, ist es besonders wichtig, diese durch entsprechendes Management möglichst nutzbar und umweltfördernd zu halten. Sie stellen ökologische Nischen für Flora dar, die sich im Waldgebiet nicht durchsetzen könnte, und Tiere, die in niedriger Vegetation unter wärmeren und lichteren Bedingungen beheimatet sind. Hierzu zählt beispielsweise die Zauneidechse.

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